Atmen
Ātma bedeutet im Sanskrit >Seele< – und das dieses Wort als Begriff für unseren Atem übernommen wurde, deutet auf eine tiefe psychologische Bedeutung des Prozesses hin: die Verbindung zur Seele über das richtige Atmen herzustellen. In der Meditation und eben auch mit jeder Āsanapraxis ist es die Aufgabe, den Zugang zu unserer Seele herzustellen.
Unser Atem ist das Wichtigste für unsere Lebenserhaltung. Ohne den Atem ist kein Leben möglich. Das richtige Atmen bringt Ruhe oder Aufregung. In Verbindung mit der Āsanapraxis dient er mir, bei mir zu sein. In keine gedankliche Ablenkung zu verfallen und somit auch die Yogaübung nur halbherzig zu praktizieren. Wenn ich mit jedem Atemzug in die nächste Haltung gehe, beruhige ich nicht nur meinen Geist, sondern nehme jede Faser meines Körpers wahr. (Dazu mehr unter dem Absatz „Vorteile und Nutzen“)
Die Verbindung des Atem mit jeder folgenden Āsana bringt mich ins Gleichgewicht, in Harmonie mit meinem Körper und Geist. Ich bin dadurch gedanklich genau bei dem und dort wo ich sein soll, im Jetzt und Hier. Nur so kann ich die volle Wirkung des Yoga spüren.
Der gleichmäßig fließende geführte Atem spielt in der Āsanapraxis eine wichtige Rolle. Dies sagten auch Imogen Dalmann und Martin Soder in ihrem Buch “ Warum Yoga“.
Vorteile
- Wiederstände spüren
- körperliche Grenzen erkennen
- mentale Zustände hervorrufen, z.B. Gefühlsausbruch von Traurigkeit, Freude etc.
- Kontraktion und Entspannung wahrnehmen
- Istzustand deutlich fühlen
- durch gleichmäßiges und ruhiges ein- und ausatmen werden auch die Bewegungen langsamer und fließender
- es gibt Halt und erleichtert die Āsanapraxis, weil weniger Kraft verbraucht wird
- Stressabbau
- präventiv einsetzbar, bevor z.B. Blockaden entstehen
Nutzen für den Schüler
- durch Konzentration auf den Atmen, weniger Ablenkung im Außen möglich
- Geist und Körper wahrnehmen und somit eine bessere Verbindung zu sich selbst herstellen
- mehr Achtsamkeit, Gewaltlosigkeit (Ahiṃsā) sich selbst gegenüber
- je nach Atemform und Asana hat dies unterschiedliche Effekte z.B. Massieren der Organe, beheben des Mangel an Lebenskraft, reinigende Wirkung u.v.m.
- in ein ruhiges und gleichmäßiges Atmen gelangen
- durch bewusste Atmung kann das Steuern der vegetativen Funktionen ermöglicht werden
- durch die Verbindung von Atem und Āsana kann sich im Laufe der Zeit ein gesünderes Atemmuster entwickeln
Meine Erfahrungen
Meine beeindruckendste Erfahrung war in einer Prāṇāyāma – Übung. Ich lag auf dem Rücken, meine Beine hüftbreit und meine Arme im 45 Gradwinkel neben meinem Körper liegend, Handflächen nach oben zeigend. Meine Wirbelsäule gerade in einer Linie mit meinem Kopf. Daliegend und fließend ruhig atmend spürte ich, wie sich meine materielle Hülle löste, sich scheinbar in Luft auflöste. Ich nahm einen anderen Kosmos wahr. Als schwebte ich in unentlicher Weite, in einem mir unbekannten und doch vertrauten Raum. Ich sah nur noch mein Skelett liegend am Boden. Ich fühlte mich schwerelos im Geist und Körper. Dieses Gefühl, dass man nicht wieder weg will. Das ist Yoga für mich. Es zeigt mir den Weg zu mir und in eine andere Sphäre. Wo es scheinbar nichts gibt als reine Energie.